In der Chronik Teil 1 (1645 – 1945) gibt es die Kapitel „Die Dorfschenke“ und „Ein neues Wirtshaus“, in welchen schon Einiges zum Gasthaus „Zum Hirsch“ gesagt wird.
Weil dieses das älteste noch existierende Wirtshaus des Ortes ist, sei diesem nachfolgender Beitrag gewidmet.
Am 04.03.1734 hatte Nicol Heinz Junior die Rechte zum Bau und Betrieb einer Schenke im Ort Gehlberg erworben. Diese dürfte nicht mit dem noch heute (2025) existierenden „Hirsch“ identisch sein, weil die Hauptstraße 29 bereits 1728 und nicht erst 1734 gebaut worden war.
Die Gastwirte der Schenke von 1734 waren:
1. Nicol Heinz /Junior (*1668 +1742) |
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2. Johann Andreas Greiner (*1697 +1748) |
(durch Heirat der Tochter des Nicol Heinz, Dorothea Elisabetha) | |
3. Johann Andreas Häfner (*1721 +1802) |
(durch Heirat der Enkelin des Nicol Heinz, Eva Margareta Wiegand) | |
4. Johann Michael Greiner (*1730 +1795) nach 1751 |
(Sohn des Johann Andreas Greiner) | |
5. Georg Christian Machalett | (durch Heirat der Tochter des Joh. M. Greiner, Johanna Sophia Dorothea) |
1759 ging ein Brand vom Haus der Witwe des Joh. A. Greiner (siehe 2.) aus. Brannte damit auch die Dorfschenke ab?
Spätere Wirte einer Dorfschenke werden unter der Adresse Hauptstraße 29 genannt. Diese waren:
a) Johann Georg Hartwig, ca. 1810 |
(durch Heirat der Enkelin des A. Häfner [3.], Johanna Sophia Magdalena Heinz)sein Sohn aus 2. Ehe, Andreas Hartwig, eröffnete am 14.01.1837 den „Grünen Baum“ in der Elgersburger Str. |
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b) Theodor Ludwig Gottfried Hartwig | (Sohn des Joh. G. Hartwig [a]) | |
c) Emil Lucian Hartwig August 1860 |
(Wirts-Emil) | |
d) Ernst Carl Greiner | ||
e) Moritz Greiner, seit 1871 |
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f) Moritz Machalett, seit 1874 |
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g) Emma Greiner, seit 1878 |
(Witwe des Moritz Greiner [e]) | |
h) Heinrich Brinkmann, seit 1881 |
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i) Gotthold und Ernst Spindler, seit 01.01.1893 |
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j) Else Spindler | (Witwe des Ernst Spindler [i]) | |
k) Gerda Röhrens, seit 1944 |
(Tochter der Else Spindler [j]) |
An dieser Stelle reichen wir zwei Abbildungen nach, welche das Gasthaus in der Zeit vor 1945 zeigen.
![]() Diese Karte dürfte zur Geschäftsübernahme durch die Gebrüder Spindler 1893 entstanden sein. ![]() Diese Karte wurde am 11.07.1906 geschrieben. |
Mit der Übernahme des Gasthauses durch Gerda Röhrens bzw. ihren Mann, Max Röhrens, sind wir in der Nachkriegszeit angekommen.
Anfang der 1950er-Jahre hatten sich die Verhältnisse in der DDR so stabilisiert, dass auch wieder Urlauber nach Gehlberg kamen. Überwiegend wurden diese durch den Feriendienst des FDGB vermittelt. Das Gasthaus zum Hirsch hatte – obwohl privat betrieben – täglich 73 FDGB-Urlauber zu verpflegen.
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Nach dem Tod von Gerda Röhrens war deren Mann mit der Führung des Gasthauses überfordert. 1972 entwickelte der FDGB die Idee, den Hirsch in ein Bettenhaus umzubauen und den vorherigen Besitzer Max Röhrens als Hausmeister zu beschäftigen. Daraus wurde nichts. 1)
1972 wurde das Objekt vom „VEB Robotron Zella-Mehlis“ übernommen und zum Betriebsferienheim umgebaut. Dieses Betriebs-Ferienobjekt wurde anfangs von einem Ehepaar aus Zella-Mehlis, dann von Andreas Gröbel und von 1978 bis 1990 vom Ehepaar Peter und Karla Kowalewski geführt.
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Nach umfangreichen Um-, Modernisierungs- und Erweiterungsbaumaßnahmen betrieb der aus Hessen stammende Herr Wahl von 1995 bis 2001 Gasthaus und Pension.
Von 2001 bis April 2003 war der damalige Bürgermeister Hans-Jürgen Fischer Pächter dieses, der Immobiliengesellschaft VR-Bank gehörenden, Objektes.
Ihm folgten von Mai 2003 bis 30.04.2008 Michael Scheller und Kerstin Golisch als Pächter nach.
Ab 01.05.2008 wurde Ute Kartschewski neue Pächterin. Und ab 16.08.2011 wurde sie mit – wie sie selbst sagte – „ganz viel Hilfe“ ihres Lebensgefährten Jürgen Mieth, Eigentümerin das Gasthauses/der Pension „Zum Hirsch“.
![]() Ansichtskarte, entstanden zur Übernahme des Gasthauses /der Pension im Jahr 2011. |
Beim Vergleich der Abbildung 1980-003 mit der Abbildung 2011-017 und erst recht Abbildung 006-2020 fällt auf, dass das links an den Hirsch angrenzende Gebäude (Hauptstraße 27) nicht mehr existiert. Das Haus wurde 2007 abgerissen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Chronikbeitrags (Juli 2025) waren der Hirsch und die Gaststätte „Zum Waldbad“ die einzigen öffentlichen gastronomischen Einrichtungen des Ortes, welche Urlauber mit warmen Abendessen versorgten.
![]() Foto aus dem Jahr 2020 |
Zeitzeugen: Ute Kartschewski, Peter Wagner
Quellen:
1) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.12. . lfd. Nr. 956 . 18.05.1972 . Konzeption zur Entwicklung des Feriendienstes in Gehlberg