In der Gemeindevertretersitzung vom 24.01. wurde informiert, dass Gerd Anschütz zukünftig Speditionsaufgaben für die Gemeinde übernimmt. Weiterhin wurde erklärt, dass die Schule kein warmes Mittagessen anbieten könne, weil dafür die Möglichkeiten nicht gegeben seien. Stattdessen wurde eine Kaltverpflegung gereicht, welche für einige Kinder durch „Paten“ finanziert wurde.18)
Am 28. Februar eröffnete Karl Volckhold in der Hauptstraße 23 ein Ingenieurbüro.7)
Die Gemeindevertretersitzung vom 4. März befasste sich mit dem Ärger, den die Gemeinde durch das „Reisebüro Norden“ bekommen hatte. Hintergrund war, dass Hans von Minckwitz sich geweigert hatte, diesem Reisebüro gesonderte Angebote kultureller Art zu unterbreiten. Die Gemeindevertretung legte dem Reisebüro anheim, die besonderen Ansprüche für seine Gäste zukünftig in Oberhof zu befriedigen.19)
Im April wurden Wertermittlungen für Immobilien der Kommune erstellt. Dies betraf das Hirtenhaus (Bergstraße 8), das Waldbad und die Kirche. 27) 28) 29)
6 Jahre nach Kriegsende waren die Lebensmittelkarten immer noch unverzichtbar. Diese wurden durch die jeweilige Gemeinde ausgegeben. Und die Gemeinde bekam entsprechende Lebensmittelzuweisungen. Was aber, wenn jemand verreiste oder ins Krankenhaus musste? Es war in diesen Fällen ein ziemlicher Aufwand, seine Lebensmittelkarten am neuen Aufenthaltsort anzumelden. 1)
Der Staat setzte seine Hygienevorschriften mit Konsequenz durch. So war es ab diesem Jahr nicht mehr erlaubt, zu Hause zu schlachten. Vielmehr waren die Gemeinden beauflagt, eine öffentliche Schlachtstätte zu stellen. Natürlich war auch ein zertifizierter Schlachter nötig. Wer privat schlachtete, hatte ein bestimmt Menge an Därmen abzugeben. Es durfte nur noch pasteurisierte Milch verkauft werden. Kartoffeln musste man bestellen. Diese wurden ausgefahren, vor Ort abgewogen, in Säcke gefüllt und im Keller wieder entleert. Im Herbst wurden die „Bucheln“ (Bucheckern) gesammelt. Wer die ablieferte, erhielt einen Bezugsschein für Brat- bzw. Leinöl. 1)
Wegen Haushaltskürzung wird den Gelegenheitsarbeitern der Gemeinde, Eduard Fleischhauer, Karl Reh, Adolf Wagner und Wilhelm Hellmuth, sofort gekündigt.25)
Zur Mangelware gehörte auch Benzin. Dieses gab es auf Zuweisung. 2)
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Aus einer Meldung vom 1. April an das Gesundheitsamt Suhl geht hervor, dass es in Gehlberg 32 Interessenten für den Unfallhilfsdienst gab. Der älteste Helfer war seit 1914 dabei. Es konnten aber 1951 auch 4 neue Unfallhelfer ausgebildet werden.3) Dazu sollte man wissen, dass Gehlberg den ersten Bergwachtdienst Thüringens hatte.
Im April stellte die Firma „Volksbau Zella-Mehlis“ eine Finanznachforderung für das Starterhaus auf dem Schneekopf (=Gehlberger Hütte).8)
Karlaugust Fenner eröffnete zum 1. Mai einen Blumenladen in der Hauptstraße 49.9)
Franz Heimbürger verpachtete ab 15. Mai das „Hotel Daheim“ (Ritterstraße 16) an einen Herrn Helder.10)
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Ab 28.05. begann die Firma Haun aus Unterwellenborn mit Sanierungsarbeiten im Waldbad. 26)
Die Schulleiterin Evelin Bohländer beklagt sich darüber, dass sie angesichts des Kindergartens im Schulhaus keine Ruhe in ihrer Dienstwohnung findet.11)
Eine Gemeindebücherei wurde mit einem Anfangsbestand von 132 Büchern gegründet und rasch erweitert. Die Buchausgabe erfolgte durch die Witwe Christa Hildt. (Eigentlich war die Gemeindebücherei am 24.08.1938 gegründet worden.4) Allerdings dürften viele der von damals vorhandenen Bücher aus ideologischen Gründen nach Kriegsende nicht mehr verwendbar gewesen sein.)
Die Buchhandlung „Haus Geratal“ schließt.
Seit 1949 gab es wieder erste „Badegäste“. Und seit 1951 wurden regelmäßige Tanzveranstaltungen durch den Feriendienst organisiert. Diese fanden im Hotel „Daheim“ oder „Beerberg“ statt. Das Reisebüro „Norden“ führte sogar 2 Strandfeste (im Bad) durch.5)
Erstaunlich war die relativ große Zahl an Lehrstellen, welche Privatunternehmen anboten:
- Gustav Wagner, | Hauptstraße 33: | 2+1 Frisöre | |
- W. Schmidt, | Geratalstraße: | 4 Tischler | |
- Emil Fleischhauer, | Hauptstraße 7: | 10+3 Laborglasbläser | |
- Albert Straube, | Hauptstraße 11: | 1 Glasbläser | |
- Hermann Greiner, | Hauptstraße 20: | 1 Glasschreiber | |
- Ernst Möller, | Elgersburger Str. 2: | 1+1 Verkäufer 6) |
Zum 24. Mai wurde der aus Eisenberg stammende Rudolf Frank als Bademeister eingestellt.20)
Am 21. April erschien in der Tageszeitung „Volk“ ein Artikel unter der Schlagzeile "Selbstkritik schadet auch den Gemeindevertretern nicht". Der Hintergrund: Im Dorf gab es einen „Fragekasten“, in welchen jeder Bewohner seine Fragen an die Gemeindevertretung richten konnte. Die Gemeindevertretung hatte angesichts provokanter anonymer Fragen beschlossen, auf Fragen ohne Absender nicht mehr zu reagieren. Für diese Entscheidung erntete die Gemeindevertretung die Kritik der Zeitung und vorgesetzter Stellen und musste den Beschluss rückgängig machen.21)
Angesichts der Geschäftstüchtigkeit einiger Jugendlicher sah sich die Gemeindevertretung am 19. Juni zum Handeln gezwungen. Warum? Wenn die Urlauber per Zug in Gehlberg ankamen, lagen vom Bahnhof zum Ort noch 3 km Fußmarsch – und das bergauf mit Gepäck - vor ihnen. Die Jugendlichen hatten da ihr Geschäftsmodell entdeckt. Mit Handwagen warteten sie am Bahnhof und fuhren gegen ein Entgelt die Koffer der Gäste zum Quartier. Die Preisgestaltung erregte den Unmut der Gemeindevertreter, sodass diese eine Regelung schaffte.22)
![]() Abb. 1951-027 |
In der gleichen Sitzung wurde festgelegt, dass im Herbst eine Umbettung einiger Kriegsgräber erfolgen soll.22)
In den Jahren des Mangels der Nachkriegszeit, welche weit in die 1950er-Jahre hineinreichten, waren eine eigene Landwirtschaft und Nebeneinkünfte sehr von Vorteil. So, wie Helene Reh (Abb. 1950-026), hatten etliche Gehlberger noch ein Stück Acker, auf welchem z.B. Kartoffeln angebaut wurden.
![]() Helene Reh schaufelt bzw. „gabelt“ die eigene Kartoffelernste in den Keller. |
Abb. 1951-026 zeigt gleich 2 Nebenerwerbsquellen oben erwähnter Helene Reh. Die Personen, welche aus den Fenstern des Erdgeschosses schauen, sind Feriengäste. Rechts an der Hauswand ist ein Werbeschild der Firma „Mergell“ zu sehen. Mergell war eine in Arnstadt ansässige Brauerei. Diese lieferte Fassbier an Helene Reh, welche dieses mittels CO2 in Flaschen abfüllte und in Gehlberg verkaufte. Auch Jette Eckardt im Mühlweg 7 betrieb ein solches Flaschenabfüllung in Ihrer Waschküche.
![]() Haus der Helene Reh in der Nordstraße 3 |
(1954 wurde aus der Brauerei „Mergell“ das „VEB Brauhaus Felsenkeller“.)
![]() Kirmes 1951 Die Blaskapelle und der Chor sind in der Hauptstraße (Höhe Seidenstricker) unterwegs. |
In der Gemeindevertretersitzung vom 18. Oktober wurde beschlossen, das 30 Ar große Grundstück der Emma Walther in der Bergstraße 28 als „Jugendheim“ zu kaufen. Der geforderte Preis von 7500,- DM schien der Gemeinde zu hoch, weshalb sie sich an die Preisbehörde des Rat des Kreises wandte. In der gleichen Versammlung wurde der Antrag gestellt, Schneekopfturm und Wanderhütte in die Verwaltung der Gemeinde Gehlberg zu geben. 24)
Bruno und Marta Woller wird zum 24. Oktober die Übernahme der ehemaligen Gaststätte „Dümiche“, ab jetzt „Beerberg“, bestätigt. (Man beachte bitte das „Siegel“ auf Seite 2 der Urkunde.)13)
![]() Abb. 1951-015 |
![]() Abb. 1951-016 |
![]() Abb. 1951-017 |
![]() Abb. 1951-018 |
Ernst Machalett, genannt „Schneiders Ernst“, wird zum 26.10.1951 offiziell die „Gehlberger Hütte“ auf dem Schneekopf verpachtet.14)
![]() Abb. 1951-019 |
![]() Abb. 1951-020 |
![]() Abb. 1951-014 |
![]() Abb. 1951-021 |
![]() Abb. 1951-022 |
Noch krasser äußerte sich Herr Rose vom Volkskontrollausschuss:
- Laienspielgruppe wurde nicht gegründet;
- Ortsausschuss der Nationalen Front habe "... redlich geschlafen...";
- DSF-Ausschuss hat nicht gearbeitet;
- Ortsfriedenskommitee kam Verpflichtungen nicht nach;
- Saatkartoffeln waren Speisekartoffeln;
- Straßenbau, Brückengeländer und Flutgraben (Rossbach) wurden vernachlässigt;
- Pannen bei Speisekartoffelbeschaffung;
- Kohlen der BHG lagen mitunter 14 Tage am Bahnhof im Regen.
Im Vergleich zu diesem negativ dominierten Beitrag war die Feststellung der Gemeindevertretung, dass der Drescherschuppen dringend reparaturbedürftig sei, schon konstruktiv. Nicht zum ersten Mal wurde die Forderung nach einem Bus zum Bahnhof gestellt. Heftige Kritik gab es am Zustand der Straße nach Dörrberg, weil angesichts der Schlaglöcher die Bruchquote bei den Glasrohrtransporten signifikant war.23)
18) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 24.01.1951 . Protokoll der Gemeindevertretersitzung am 24.1.1951
19) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 04.03.1951 . Protokoll der Gemeindevertretersitzung vom 4.3.51
20) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd.Nr. 454 . 06.04.1951 . Protokoll über die öffentliche Gemeindevertretersitzung am 6.4.1951
21) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 25.05.1951 . Protokoll der öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung vom 25.5.1951
22) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 19.06.1951 . Protokoll der nichtöffentlichen Gemeindevertretersitzung am 19.6.1951
23) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 13.12.1951 . Protokoll der öffentlichen Gemeindevertretersitzung am 13.12.1951
24) Stadtbibliothek Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 454 . 18.10.1951 . Protokoll der nichtöffentlichen u. beschleunigt durchgeführten Gemeindevertretersitzung vom 18.10.1951
25) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 714 . 18.05.1951 . Protokoll der Sitzung des Gemeinderates vom 18.05.1951
26) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.2 . lfd. Nr. 714 . 28.05.1951 . Protokoll der Sitzung des Gemeinderates vom 28.05.1951
27) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 523 . 19.04.1951 . Wertermittlung Hirtenhaus
28) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 523 . 19.04.1951 . Wertermittlung Bad
29) Stadtarchiv Suhl . Signatur 3.4.11.8 . lfd. Nr. 523 . 19.04.1951 . Wertermittlung Kirche